Bei einer Wärmedämmung [1] mit hinterlüfteter Fassade liegt die Belüftungsebene [2] zwischen dem Fassadenelement und dem Dämmstoff. Es wird also nicht – wie oft vermutet und leider auch praktiziert – die Wärmedämmung zur Wand hinterlüftet, sondern das Fassadenelement bzw. die Fassadenplatte.
Der richtige Zeitpunkt für die Montage einer Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade ist gekommen, wenn
- die Außenhaut des Gebäude [4]s erneuerungsbedürftig ist,
- neue Fenster eingebaut werden,
- die Heizkosten [5] wegen der geringer Wärmedämmung der Außenwände sehr hoch sind und/oder
- die Behaglichkeit [6] infolge niedriger Oberflächentemperatur [7]en stark zu wünschen übrig lässt.
Unterkonstruktionen für die Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade
In der Regel wird für eine Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade eine Holzlattung montiert. Der Wärmedämmstoff [9] wird, wie bei einem Wärmedämmverbundsystem auch, direkt auf die zu dämmende Wand zwischen die Lattung eingebracht. Dabei ist darauf zu achten, das der Dämmstoff nicht hinterlüftet werden kann. Bei Dämmstoffmatten (z.B. Mineralwolle [10], Holzweichfaser) erreicht man dies z.B. durch das Einbringen des Dämmstoffes in zwei Lagen, wobei nach der ersten Lage durch erneute kreuzweise Verlattung der Dämmstoff der ersten Lage festgedrückt und gehalten wird. Die zweite Lage wird mit der Konterlatte (Montagelatte für Fassadenelement) gehalten. Die Abstände der Verlattung sind dabei nicht großer als 50 bis 60 cm zu wählen. Werden Schaumpolystyrol [11]- oder Holzfaserdämmplatte [12]n verwendet, kann der Dämmstoff durch Aufschrauben einer breiten (6 bis 8 cm), anpressenden Konterlatte gehalten werden. Vorheriges Ankleben der Platten mit umlaufender Mörtelwulst und Klebep [13]unkten ist wie bei einem Wärmedämmverbundsystem empfehlenswert.
Wärmebrückenreduzierung durch gekreuzte Kanthölzer
Durch die gekreuzte Anbringung von zwei Lagen Kanthölzern kann die Wärmebrücke [14] Holz auf die Kreuzungspunkte beschränkt werden. Immerhin wird durch aufgeschraubten Latten ohne Kreuzverlegung die Wärmedämmung um etwa 10 % gemindert. Eine Reduzierung der Wärmebrückenwirkung ist auch möglich durch spezielle wärmegedämmte Abstandhalter, auf die dann nach dem Verlegen des Dämmstoffes eine Holzlattung angeschraubt wird. Spezielle Systeme mit Natur- oder Kunststeinen als Fassadenelemente erfordern Aluminium- oder Edelstahlprofile als Unterkonstruktion. Unterkonstruktionen aus Metallschienen, wie sie bei Ständerwänden im Leichtbau verwendet werden, sind wegen der starken Wärmebrückenwirkung nicht empfehlenswert.
Systeme für hinterlüftete Fassaden mit Schienen und Tragankern aus Aluminium oder Edelstahl halten wir nicht für geeignet, da hier eine Vielzahl von die Wärme gut leitenden Wärmebrücken geschaffen werden.
Dämmstoffe für die Wärmedämmung
Als sehr geeignet haben sich mattenartige Dämmstoffe erwiesen. Sie lassen sich gut zwischen die Tragkonstruktion einpassen. Gegebenenfalls lässt sich hier und da das Material (wenn es sich um Mineralwolle oder Holzweichfaser handelt) auch mal zum Stopfen verwenden. Zellulosefasern können ebenfalls für die Dämmung eingesetzt werden. Ihre Verwendung erfordert jedoch die Ausbildung eines Hohlraumes zum Einblasen, z.B. mittels Holzfaserdämmplatte. AS-Ökohaus setzt in seinen Angeboten ausschließlich Zellulose und Holzweichfasermatten ein (Angebotsanfrage [15]).
Die erzielbare wärmedämmende Wirkung wird beeinflusst durch
- die Stärke des Dämmstoffes,
- seine bauphysikalischen Qualitäten,
- die Lückenlosigkeit der Verlegung,
- die Vermeidung von Hinterlüftung,
- die Vermeidung von Luftdurchströmung und
- die Art der Anbringung und dem Material der Tragkonstruktion
Ökonomisch sinnvolle Dämmstoffstärken liegen bei 18 cm plus X. Stärkere Dämmstoffschichten sind zwar wünschenswert und ökologisch notwendig, erhöhen aber auch den finanziellen Aufwand (Tragkonstruktion) beträchtlich.
Sollte aus konstruktiven Gründen der Dämmstoff nicht überall gleich stark eingebaut werden können, so kann man lokal reduzieren. Bei starker Reduzierung ist es allerdings empfehlenswert auf einen Dämmstoff auszuweichen, der eine bessere Wirkung hat (geringere Wärmeleitfähigkeit [16], z.B. PU-Hartschaum). Auf keinen Fall sollte an einer Stelle gänzlich auf Dämmstoff verzichtet werden!
Nicht hinterlüftet, nicht durchströmt!
Der Dämmstoff darf nicht nur nicht hinterlüftet, sondern auch nicht durchströmt werden. Gefährdet sind vor allem Mineralwollematten, die bei starker Luftbewegung im Belüftungsspalt wie ein grobmaschiger Pullover luftdurchspült werden können. Die Dämmwirkung sinkt. Für solche Fassaden werden speziell hergestellte Mineralwollematten angeboten, die mit einem Fließ beschichtet sind (nicht zu verwechseln mit einer Folie). Der Fliesbelag gehört auf die Außenseite. Besser ist es diffusionsoffene Windschutzpappen auf die verlegte Mineralwolle aufzubringen. Generell sollten mattenartige Dämmstoffe wegen der Durchströmbar [17]keit immer mit einer diffusionsoffenen und winddichtenden Bahn abgedeckt werden. Dafür eignen sich diffusionsoffene Unterspannbahn [18]en, wie sie im Dach als Winddichtungsebene eingebaut werden.
Folien aus Polyethylen, Aluminium, Bitumen [19]schweißbahnen o.ä. dampfdichte Materialien haben bei einer Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade weder vor noch hinter der Dämmschicht etwas zu suchen.
Die Bahnen sind im Überdeckungsbereich mit dafür geeigneten Klebebändern winddicht abzukleben. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Anschlüsse an Fenstern und Türen. Die Bahnen sind bis auf den Rahmen zu führen und hier dauerhaft abzukleben. Dieser Arbeit [21]sschritt muss schon vor der Entscheidung für eine Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade durchdacht werden, da oftmals die zur Verfügung stehenden Rahmenbreiten für eine Verklebung und Abdeckung mit Fassadenelementen nicht ausreichen. Kann hier nicht sorgfältig abgedichtet werden, sollte besser ein Wärmedämmverbundsystem montiert werden.
Fassadenelemente
In manchen Gegenden sind es Schieferplatten, die auf einer Tragschalung oder Holzlattung angebracht werden. In holzreichen Gegenden werden traditionell Stülpschalungen oder Boden-Deckelschalungen genutzt. Auch hier kommt es auf eine Hinterlüftung der Schalung, nicht des Dämmstoffes an. Als gut geeignet und lange haltbar haben sich auch Faserzementplatten erwiesen. Der Abstand der Hinterlüftungsebene zwischen der Dämmschicht und dem Fassadenelement sollte etwa 30 mm betragen. Das entspricht der Stärke einer Dachlatte.
Diese belüftete Luftschicht zwischen Wärmedämmstoff und Fassadenelement ist erforderlich, damit
- wasseraufnehmende Fassadenelemente (Holz, bestimmte Keramik, Dachziegel) auch zum Luftzwischenraum hin austrocknen können;
- durch Fugen von Verkleidungen eindringende Feuchtigkeit trocknen kann;
- Oberflächenfeuchtigkeit (Tauwasser [23]) hinter der Verkleidung, auf Befestigungselementen, Blechen, Schrauben usw. abtrocknen kann;
- es bei wasserdampfundurchlässigen Fassadenelementen, wie z.B. Schiefer, Glas, Kunststoffe, Bleche, hartgebrannte Klinker oder Steingut nicht zur Durchfeuchtung des Dämmstoffes kommt,
Direkter Kontakt eines Fassdenelementes mit dem Dämmstoff kann zu einer Kondensat [24]ion von Wasserdampf an der Innenseite kalter Fassadenelemente führen. Die Folge könnten feuchte Dämmschichten und holzzerstörende Pilze sein.
Be- und Entlüftungsöffnungen
Bei Fenstern z.B. muss unterhalb der Sohlbank eine Ausströmmöglichkeit und oberhalb des Fensters eine weitere Einströmmöglichkeit geschaffen werden. Die Öffnungen sind mit Insektenschutzgittern abzudecken. Für die außen liegenden Fensterbänke müssen wegen der fehlenden Montagemöglichkeit für massive Materialien Aluminium-Fensterbänke mit aufgesteckten, gleitenden Endstücken verwendet werden. Durch die aufsteckbaren, nach oben gebördelten Endstücke ist auch die Entwässerungsproblematik im Gegensatz zu massiven Sohlbänken gut gelöst.
Die Endstücke werden gleitend montiert, um die Längenausdehnung von Aluminium bei Sonneneinstrahlung aufzufangen.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Kosten für eine Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade sind stark von der gewählten Verkleidung bzw. dem Fassadenelement abhängig. Bei einem Wirtschaftlichkeitsvergleich oder der Frage nach einer Amortisation der Wärmedämmung ist zu berücksichtigen, dass die Kosten für die vergleichsweise teure Fassade selbst nicht angerechnet werden können. Die Fassdenelemente wären ohnehin erfordelich. Bei einem Gesamtpreis pro m2 zwischen 140 Euro und 300 Euro sind etwa 40 bis 100 Euro für Dämmstoff, Befestigungsmittel und Rüstung anzusetzen.
Vor- und Nachteile der Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade
Im Gegenteil. Wegen der erforderlichen Tragkonstruktion sind damit verbundene Wärmebrücken nicht auszuschließen. Insgesamt erfordert die Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade mehr handwerklichen Aufwand und Geschick, was die Fehlerquote natürlich erhöht. Da das für ein solches System erforderliche ruhige, nachdenkliche Arbeiten nur in wenigen Fällen gegeben sein dürfte, sehen wir praktisch keine Vorteile in der Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade. Dieser Standpunkt wird unterstützt durch zahlreiche bekannt gewordene Ausführungsmängel, die mittels Thermografie sichtbar gemacht werden können.
- In Fassadenbekleidungen lassen sich auch Sonnenkollektoren oder Fotovoltaik [27]elemente integrieren.
- Eine spätere Begrünung ist möglich.