zuletzt am: Di, 02 Aug 2016 14:52:16 | von: now | Kategorie(n): Fenster, Fenster und Türen
Bei der Fensterauswahl sollten sich Planer und Käufer vorrangig vom U-Wert der Verglasung und des Rahmens sowie der Einbauart leiten lassen. Natürlich spielen auch die mechanische Qualität und gestalterische Anforderungen eine Rolle. Jedoch können heute nahezu alle Design-Wünsche mit den aktuellen Materialien und Konstruktionen erfüllt werden und sind keine Entschuldigung für schwache Dämmwerte. Es ist immer zu berücksichtigen, dass die Wärme dämmenden Eigenschaften der Fenster und Türen viele Jahre über Behaglichkeit, Brennstoffeinsparung und ggf. die Höhe des Verkaufswertes des Gebäudes entscheiden. Hierbei sollte – auch wenn man es den Fenstern und Türen kaum ansieht – nicht gespart werden.
Kriterium der Fensterauswahl: U-Wert der Verglasung
Wärmeschutzverglasung
Die energetische Qualität einer Verglasung wird durch die Anzahl der Scheiben (Ziel: Dreischeiben) und die Art der Verglasung (Ziel: Wärmeschutzverglasung) beeinflusst. Im Allgemeinen wird in Kostenangeboten nur der Wärmedurchgangskoeffizient der Verglasung angegeben. Im Fachjargon spricht man vom Ug-Wert (U-Wert der Verglasung). Er sollte möglichst klein sein und für eine Wärmeschutzverglasung mit drei Scheiben bei 0,5 W/m²K liegen. Der Scheibenzwischenraum ist bei dieser so genannten Wärmeschutzverglasung mit einem schlecht wärmeleitenden Edelgas (Argon, Krypton) gefüllt.
Randverbund
Weniger gute bzw. ältere Verglasungen erkennt man daher auch daran, dass der Abstandshalter aus einem silbrig glänzenden Aluminiumprofil besteht. Das gut Wärme leitende Metall Aluminium stellt eine ernstzunehmende Wärmebrücke dar. Sie führt dazu, dass sich im Winter an den Rändern dieser Fenster Tauwassertröpfchen zeigen können. Inzwischen haben sich Materialien, wie spezielle Edelstähle oder Kunststoffe, mit deutlich geringerer Wärmeleitfähigkeit als Abstandshalter für Wohnraumfenster durchgesetzt.
Warme Kante
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „warmen Kante“. Das Vorhandensein einer warmen Kante ist ein Muss bei der Fensterauswahl bzw. der Auswahl von Glaselementen in Türen.
Je nach Verglasungsgröße verbessert sich der U-Wert des Fensters (Uw-Wert) durch den Einsatz der warmen Kante um bis zu 10 %. Gleichzeitig sinkt die Neigung Tauwassertröpfchen zu bilden und die Gefahr der Schimmelbildung an den Glashaltegummis der Rahmen. Ein tiefer Glaseinstand im Rahmen kann eine weitere Verbesserung bringen, ebenso wie eine möglichst geringe Anzahl von glasteilenden Sprossen.
Rahmen
Die Höhe des Wärmeverlustes eines Fensters, der mit dem Uw-Wert (window) angegeben wird, wird auch durch das Rahmenmaterial und die Konstruktion des Rahmens beeinflusst. Die Fensterauswahl sollte auf so genannte „passivhaustaugliche Rahmen“ mit einem U-Wert unter 0,8 W/m²K fallen.
Fugendichtheit
Hohe Luftdichtheit
Die heraus gelösten Dichtgummis, aber auch der Einsatz von Lüftungselementen im Fenster kann allein, also ohne, dass an anderer Stelle im Haus Luft abgesaugt wird, nicht zu dem gewünschten Luftaustausch führen. Eine hohe Luftdichtheit bei allen Bauelementen des Hauses zu erreichen und beizubehalten ist ein hoher Wert, der Behaglichkeitsstörungen, übermäßigen Energieverbrauch aber auch Bauschäden vermeiden hilft. Gelüftet werden muss in jedem Falle mit weit geöffneten Fenstern, möglichst im Durchzug oder besser noch mit einer einfachen Lüftungsanlage.
Wärmegewinn durch Verglasung
Passive Solarenergienutzung
Um ein Fenster zu einem guten passiven Sonnenkollektor zu machen und um diesen Energiegewinn auch nutzen zu können, müssen bei der Fensterauswahl folgenden Voraussetzungen eingehalten werden:
- Südorientierung der Fensterflächen
- geringe Verschattung von außen (Bäume, Pflanzen, Balkone, Nachbarbebauung
- keine zugezogenen Gardinen
- flink regelbares Heizungssystem (sofortige Drosselung der Wärmezufuhr)
- kein Teppichboden (Wärmeübergang in den Boden)
- ausreichende Speichermasse im Innern (Wärmespeicherkapazität)
- kein übermäßiges Weglüften der Sonneneinstrahlung in der Übergangsjahreszeit (Intelligente Lüftungsanlagen)
Bei Verglasungen aller Art sollte immer die Zustrahlung in der sonnenreichen Zeit mit bedacht werden. Vor allem Fenster nach Süd-Osten und Süd-Westen bieten der tiefer stehenden Sonne ungehindert Zutritt, sofern keine Verschattungseinrichtungen vorhanden sind. Zugestrahlte solare Wärme muss durch geeignete Maßnahmen und Voraussetzungen im Inneren des Hauses, z.B. durch eine hohe Baumasse, nutzbar gemacht werden können,wenn mit der Zustrahlung ein positiver Effekt verbunden sein soll.
Energiedurchlass
Im Winter überwiegen die Verluste
Aber: Im Winter überwiegt wegen der geringen Einstrahlungsintensität und -dauer der Sonne bei Nord-, West- und Ostfenstern immer der Verlust. Bei solchen Verglasungen ist also die Wahl eines sehr niedrigen U-Wertes, d.h. einer Verglasung mit optimaler Begrenzung der Wärmeverluste von innen nach außen, entscheidend. Bei voll eingestrahlten Südfenstern kann allerdings ein sehr kleiner g-Wert den solaren Ertrag in der Winterzeit soweit reduzieren, dass die Bilanz negativ wird. Damit wird die zur Verfügung stehende solare Wärme nicht wie angeboten genutzt.
An Verschattungsmöglichkeiten denken
Wird eine große Fensterfläche nach Süden ausgerichtet, um den winterlichen Wärmegewinn zu maximieren, gehört zur Fensterauswahl auch immer eine „intelligente“ Verschattungsmöglichkeit für die Übergangszeit und natürlich für den Sommer.
Als Faustregel gilt, dass erst bei U-Werten der Verglasung kleiner eins auf der Südseite die Wärmegewinne größer werden können als die Wärmeverluste. Erst in einem solchen Fall spielt der Vergleich von g-Werten eine Rolle. Dabei ist allerdings unberücksichtigt, wie der verringerte Lichteinfall durch niedrige g-Werte eventuell den Bedarf an Kunstlicht erhöht und damit einen höheren Strombedarf nach sich zieht. Bei LED-Beleuchtung sollte dies jedoch kein Thema mehr sein.
Um den Nachteil eines möglicherweise verringerten Tageslichteinfalls soweit wie möglich zu kompensieren, sollte man sich für ausreichend große, und vor allem hohe Fensterkonstruktionen entscheiden. Sie ermöglichen einen optimalen Tageslichteinfall bis in die Tiefe des Raumes. Es ist auch unter diesem Gesichtspunkt zweckmäßig, Sprossen und Teilungen im Fenster zu vermeiden.
Schmutzige Fenster?
Leider erscheinen hoch Wärme dämmende Wärmeschutzverglasungen von außen etwas dunkler als gewöhnliche Verglasungen. Ursache ist einerseits das verwendete eisenhaltige Floatglas, andererseits die Infrarot-Strahlung reflektierende Beschichtung. Es gibt daher hin und wieder einen Vorbehalt gegen diese Gläser, weil, von außen gesehen, die dahinter befindlichen Gardinen grau oder schmutzig wirken. Die Wärmeschutzverglasungen modernster Bauart sind dagegen fast so lichtdurchlässig wie die Isolierverglasung und erscheinen farbneutral. Am Tage spiegeln diese Verglasungen meist so stark, dass eine Durchsicht von außen unmöglich ist.