Bei der Fensterauswahl sollten sich Planer und Käufer vorrangig vom U-Wert [1] der Verglasung und des Rahmens sowie der Einbauart leiten lassen. Natürlich spielen auch die mechanische Qualität und gestalterische Anforderungen eine Rolle. Jedoch können heute nahezu alle Design-Wünsche mit den aktuellen Materialien und Konstruktionen erfüllt werden und sind keine Entschuldigung für schwache Dämmwerte. Es ist immer zu berücksichtigen, dass die Wärme dämmenden Eigenschaften der Fenster und Türen viele Jahre über Behaglichkeit [2], Brennstoffeinsparung und ggf. die Höhe des Verkaufswertes des Gebäude [3]s entscheiden. Hierbei sollte – auch wenn man es den Fenstern und Türen kaum ansieht – nicht gespart werden.
Kriterium der Fensterauswahl: U-Wert der Verglasung
Vor allem die energetische Qualität, also der U-Wert der Verglasung, entscheidet über Wohlgefühl und Energie [5]einsparung. Die thermische Behaglichkeit hängt dabei direkt von der Oberflächentemperatur [6] der inneren Glasscheibe ab. Und diese Temperatur steigt bei niedrigem U-Wert und sinkt bei schwächerer Wärmedämmung [7]. Wer kennt nicht das unangenehme Gefühl, dass sich einstellt, wenn man im Winter mit dem Rücken vor einer kalten Glasscheibe sitzt. Ein höherer U-Wert beeinflusst den Brennstoffverbrauch für die Raumheizung negativ, ein niedrigerer positiv. Es sind hier die Anzahl der Scheiben, das Medium zwischen und die Beschichtung auf den Glasscheiben, die den U-Wert bzw. Wärmedämmwert beeinflussen.
Wärmeschutzverglasung
Heute spricht man nicht mehr von einer Isolierverglasung. Statt dessen hat sich der Begriff Wärmeschutzverglasung [8] durchgesetzt. Bei dieser Verglasung besitzt die Innenseite der inneren Scheibe(n) eine spezielle Funktionsschicht, die die Wärmestrahlung [9] teilweise reflektiert und dadurch im Raum hält. Die Reflexionseigenschaft wird durch die Bedampfung mit einer extrem dünnen Metallschicht erzielt. Diese Metallschicht ist neben dem eisenhaltigen Floatglas verantwortlich für eine optisch wirksame leichte „Vergrauung“ der Verglasung. Damit einher geht eine etwas verringerte Energiedurchlassfähigkeit (Licht [10], Wärme) von außen.
Die energetische Qualität einer Verglasung wird durch die Anzahl der Scheiben (Ziel: Dreischeiben) und die Art der Verglasung (Ziel: Wärmeschutzverglasung) beeinflusst. Im Allgemeinen wird in Kostenangeboten nur der Wärmedurchgangskoeffizient der Verglasung angegeben. Im Fachjargon spricht man vom Ug-Wert [11] (U-Wert der Verglasung). Er sollte möglichst klein sein und für eine Wärmeschutzverglasung mit drei Scheiben bei 0,5 W/m²K liegen. Der Scheibenzwischenraum ist bei dieser so genannten Wärmeschutzverglasung mit einem schlecht wärmeleitenden Edelgas (Argon, Krypton) gefüllt.
Randverbund
Bei den recht niedrigen U-Werten moderner Dreifach-Verglasungen wird der Randverbund, also die Art und Weise, wie die Gläser am Rand zusammen gehalten werden, immer wichtiger bei der Fensterauswahl.
Weniger gute bzw. ältere Verglasungen erkennt man daher auch daran, dass der Abstandshalter aus einem silbrig glänzenden Aluminiumprofil besteht. Das gut Wärme leitende Metall Aluminium stellt eine ernstzunehmende Wärmebrücke [12] dar. Sie führt dazu, dass sich im Winter an den Rändern dieser Fenster Tauwasser [13]tröpfchen zeigen können. Inzwischen haben sich Materialien, wie spezielle Edelstähle oder Kunststoffe, mit deutlich geringerer Wärmeleitfähigkeit [14] als Abstandshalter für Wohnraumfenster durchgesetzt.
Warme Kante
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „warmen Kante“. Das Vorhandensein einer warmen Kante ist ein Muss bei der Fensterauswahl bzw. der Auswahl von Glaselementen in Türen.
Je nach Verglasungsgröße verbessert sich der U-Wert des Fensters (Uw-Wert) durch den Einsatz der warmen Kante um bis zu 10 %. Gleichzeitig sinkt die Neigung Tauwassertröpfchen zu bilden und die Gefahr der Schimmelbildung an den Glashaltegummis der Rahmen. Ein tiefer Glaseinstand im Rahmen kann eine weitere Verbesserung bringen, ebenso wie eine möglichst geringe Anzahl von glasteilenden Sprossen.
Rahmen
Bedeutsam für den Wärmeverlust des gesamten Fensters ist nicht nur die Verglasung, sonder auch das Material des Rahmens und seine Konstruktion. Lange Zeit haben Architekten wie Bauherren nach dem Dämmwert des Rahmens nicht gefragt. Fensterlieferanten haben diesen daher auch nicht angegeben oder angeben können. Das ist leider auch heute häufig der Fall – aber alles andere als akzep [15]tabel. Rahmen stellen einen bedeutenden Wärmeverlustfaktor dar. Während also eine Dreifachverglasung mit Edelgasfüllung schon auf U-Werte um 0,5 W/m²K kommt, schaffen es modernste Rahmen-Konstruktionen nur auf Werte knapp unter 0,8 W/m²K. Auf Wärmebild [16]ern von Hausfassaden wird dieser Sachverhalt immer wieder deutlich. In der Folge können Kondensat [17]ausfall auf Rahmenkonstruktionen, ggf. verbunden mit Schimmelbefall auftreten.
Die Höhe des Wärmeverlustes eines Fensters, der mit dem Uw-Wert (window) angegeben wird, wird auch durch das Rahmenmaterial und die Konstruktion des Rahmens beeinflusst. Die Fensterauswahl sollte auf so genannte „passivhaustaugliche Rahmen“ mit einem U-Wert unter 0,8 W/m²K fallen.
Fugendichtheit
Fensterflügel und Türen besitzen gegenüber dem Einbaurahmen eine konstruktionsabhängige Luftdichtheit [18] der Fugen. Diese Fugendichtheit, ausgewiesen durch den charakterisierenden a-Wert [19], beeinflusst die natürliche Be- und Entlüftung eines Raumes. Ist die Dichtheit hoch, z.B. durch den Einsatz von zwei oder drei eingezogenen Dichtgummis, kann auch ein heftiger Wind den Luftwechsel [20] kaum beeinflussen. Das ist gut und richtig, wenn durch aktives Lüften ein ausreichender Luftwechsel herbeigeführt wird. Leider zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass dies nicht immer der Fall ist oder der Fall sein kann (längere berufsbedingte Abwesenheit). Nicht wenige Fensterbauer ziehen aber falsche Schlussfolgerungen, in dem sie nachträglich oder schon mit der Auslieferung Dichtgummis oder Teile davon entfernen. Zwar kann es dann bei hohen Druckunterschieden zu dem gewünschten Luftwechsel kommen – aber heftiger Wind weht nicht immer.
Hohe Luftdichtheit
Die heraus gelösten Dichtgummis, aber auch der Einsatz von Lüftungselementen im Fenster kann allein, also ohne, dass an anderer Stelle im Haus Luft abgesaugt wird, nicht zu dem gewünschten Luftaustausch führen. Eine hohe Luftdichtheit bei allen Bauelementen des Hauses zu erreichen und beizubehalten ist ein hoher Wert, der Behaglichkeitsstörungen, übermäßigen Energieverbrauch aber auch Bauschäden vermeiden hilft. Gelüftet werden muss in jedem Falle mit weit geöffneten Fenstern, möglichst im Durchzug oder besser noch mit einer einfachen Lüftungsanlage.
Wärmegewinn durch Verglasung
Verglasungen verursachen nicht nur Verluste. Bei solarer Einstrahlung kommt es auch zu einem Wärmegewinn. Davon können Menschen, die an einem weiträumig verglasten Büroarbeitsplatz tätig sind, nur allzu „gern“ berichten. Oftmals scheint es, als seien den Architekten oder bestellenden Bauherren dieser Gebäudebereiche der gesunde Menschenverstand, aber auch elementares Wissen abhanden gekommen. Wie kann die positive Energiebilanz [21] des Sommers mit den wenigen Sonnenstunden geringer Leistung [22] an den Wintertagen nur verrechnet werden? Die Gesamtenergiebilanz solcher Konstruktion ist nicht selten verheerend – da nun im Sommer, ohne aktive Kühlung, gar nichts mehr geht. Im Winterhalbjahr muss dagegen, ohne dass es groß auffällt, intensivst geheizt werden. Beispielsweise ist ein Wintergarten, voll verglast, nach Süden ausgerichtet, selbst mit Verschattungselementen kaum zu gebrauchen.
Passive Solarenergienutzung
Um ein Fenster zu einem guten passiven Sonnenkollektor zu machen und um diesen Energiegewinn auch nutzen zu können, müssen bei der Fensterauswahl folgenden Voraussetzungen eingehalten werden:
- Südorientierung der Fensterflächen
- geringe Verschattung von außen (Bäume, Pflanzen, Balkone, Nachbarbebauung
- keine zugezogenen Gardinen
- flink regelbares Heizungssystem (sofortige Drosselung der Wärmezufuhr)
- kein Teppichboden (Wärmeübergang in den Boden)
- ausreichende Speichermasse im Innern (Wärmespeicherkapazität [23])
- kein übermäßiges Weglüften der Sonneneinstrahlung in der Übergangsjahreszeit (Intelligente Lüftungsanlagen)
Bei Verglasungen aller Art sollte immer die Zustrahlung in der sonnenreichen Zeit mit bedacht werden. Vor allem Fenster nach Süd-Osten und Süd-Westen bieten der tiefer stehenden Sonne ungehindert Zutritt, sofern keine Verschattungseinrichtungen vorhanden sind. Zugestrahlte solare Wärme muss durch geeignete Maßnahmen und Voraussetzungen im Inneren des Hauses, z.B. durch eine hohe Baumasse, nutzbar gemacht werden können,wenn mit der Zustrahlung ein positiver Effekt verbunden sein soll.
Energiedurchlass
Der g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad [24]) kennzeichnet die Fähigkeit der Verglasung, die von außen auftreffende Sonnenenergie passieren zu lassen. Der g-Wert gibt also an, wie viel der auftreffenden Strahlungsenergie direkt durch das Fenster in das Gebäude gelangt, bezogen auf die vor dem Passieren des Fensters vorhandene Energie. Die Energie, die in den Scheiben „hängen“ bleibt, also absorbiert wird, führt zu einer Erhöhung der Glastemperatur und zu einer Verringerung der zur Verfügung stehenden Lichtmenge. Mit einem besseren, also kleineren, U-Wert der Verglasung sinkt in der Regel auch der g-Wert. Einige Bauherren lehnen daher sehr gut Wärme dämmende Fenster ab. Sie sind der Meinung, dass mit kleinerem Energiedurchlassgrad [25] auch die solaren Wärmegewinne der Verglasung sinken und damit der Heizwärmebedarf [26] wieder steigt.
Im Winter überwiegen die Verluste
Aber: Im Winter überwiegt wegen der geringen Einstrahlungsintensität und -dauer der Sonne bei Nord-, West- und Ostfenstern immer der Verlust. Bei solchen Verglasungen ist also die Wahl eines sehr niedrigen U-Wertes, d.h. einer Verglasung mit optimaler Begrenzung der Wärmeverluste von innen nach außen, entscheidend. Bei voll eingestrahlten Südfenstern kann allerdings ein sehr kleiner g-Wert den solaren Ertrag in der Winterzeit soweit reduzieren, dass die Bilanz negativ wird. Damit wird die zur Verfügung stehende solare Wärme nicht wie angeboten genutzt.
An Verschattungsmöglichkeiten denken
Wird eine große Fensterfläche nach Süden ausgerichtet, um den winterlichen Wärmegewinn zu maximieren, gehört zur Fensterauswahl auch immer eine „intelligente“ Verschattungsmöglichkeit für die Übergangszeit und natürlich für den Sommer.
Als Faustregel gilt, dass erst bei U-Werten der Verglasung kleiner eins auf der Südseite die Wärmegewinne größer werden können als die Wärmeverluste. Erst in einem solchen Fall spielt der Vergleich von g-Werten eine Rolle. Dabei ist allerdings unberücksichtigt, wie der verringerte Lichteinfall durch niedrige g-Werte eventuell den Bedarf an Kunstlicht erhöht und damit einen höheren Strom [27]bedarf nach sich zieht. Bei LED [28]-Beleuchtung sollte dies jedoch kein Thema mehr sein.
Um den Nachteil eines möglicherweise verringerten Tageslichteinfalls soweit wie möglich zu kompensieren, sollte man sich für ausreichend große, und vor allem hohe Fensterkonstruktionen entscheiden. Sie ermöglichen einen optimalen Tageslichteinfall bis in die Tiefe des Raumes. Es ist auch unter diesem Gesichtspunkt zweckmäßig, Sprossen und Teilungen im Fenster zu vermeiden.
Schmutzige Fenster?
Leider erscheinen hoch Wärme dämmende Wärmeschutzverglasungen von außen etwas dunkler als gewöhnliche Verglasungen. Ursache ist einerseits das verwendete eisenhaltige Floatglas, andererseits die Infrarot-Strahlung reflektierende Beschichtung. Es gibt daher hin und wieder einen Vorbehalt gegen diese Gläser, weil, von außen gesehen, die dahinter befindlichen Gardinen grau oder schmutzig wirken. Die Wärmeschutzverglasungen modernster Bauart sind dagegen fast so lichtdurchlässig wie die Isolierverglasung und erscheinen farbneutral. Am Tage spiegeln diese Verglasungen meist so stark, dass eine Durchsicht von außen unmöglich ist.