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Lüften lernen!

zuletzt am: Mi, 02 Mrz 2016 11:33:59 | von: now | Kategorie(n): Lüften lernen!

Früher ging es doch auch! Diese Antwort hört man häufig, wenn Bewohner mit Feuchte- und Schimmelproblemen auf die Lüftung angesprochen werden. Ist denn ein scheinbar einfacher Vorgang heute wirklich so problematisch geworden? Funktionierte Lüftung gestern anders als heute? Oder ist es eine neue Sparsamkeit, die die Probleme schafft? Sind gar die gedämmten Häuser schuld?

Lüften mit weit geöffnetem Fenster
Lüften mit weit geöffnetem Fenster

Lüften lernen ist kein Schulstoff, und Kinder lernen von den Eltern. Und die wiederum… Lüftung funktionierte früher tatsächlich besser, automatischer als heute. Daher bestand kein Anlass dies als Lernaufgabe in den Stoff aufzunehmen. Aber was war anders?

  • Der Hauptteil des Luftwechsels vollzog sich im Winter ohne eigenes Zutun, ganz unbemerkt, immer – zu den undichten Fugen der Fenster hinein und über den Schornstein des Kachelofens hinaus. Das war eine im Winter hervorragend funktionierende Zwangslüftung. Damit es nicht ganz so arg zog, wurden Tücher und Decken vor die Fensterfugen gelegt
  • Es waren weniger Wasserdampfquellen  vorhanden – es wurde seltener geduscht, Waschen und Trocknen fanden im Waschhaus statt. Einscheibige Fenster mit schlechter Wärmedämmung wirkten wie Entfeuchter; es gab Eisblumen und Kondensatsammelkästen. Die hohen Oberflächentemperaturen der Einzelöfen führten zu einem vergrößerten Anteil Wärmestrahlung bei oftmals geringerer Lufttemperatur – kalte Wände profitierten davon.
  • Fenster wurden aus Erfahrung und Gewohnheit geöffnet, z.B. morgens oder nach dem Baden. Mindestens eine Person war meist zu Hause und konnte die Fenster öffnen und schließen.
  • Gelüftet wurde auch, wenn irgend etwas nicht stimmte – Gerüche vom Kochen, Qualm beim Ofen anzünden…

Zentralheizungen mit raumluftunabhängig betriebenen Brennwertgeräten, sowie Türen und Fenster mit doppelt und dreifach liegenden Dichtungen, bringen die natürliche Be- und Entlüftung zum Erliegen. Teppiche aus synthetischen Fasern, raumhoch geflieste Bäder, kunststoffbeschichtete Möbel und Tapeten verringern die Flächen, die früher den Wasserdampf zwischen speichern konnten. Wellnessoasen in der kleinen Wohnung, subtropische Pflanzen, Aquarien führen zum Mehrfachen der Wasserdampfbelastung früherer Tage.
Mit dem Wegfall des natürlichen Lüftungsantriebs durch zunehmende Abdichtung und durch den Zuwachs an Wasserdampfquellen verschlechterte sich die Raumluftqualität. Durch die Zunahme von Emissionsquellen werden außerdem mehr Schadstoffe freigesetzt. Und das verlangt aktives Lüften als einen notwendigen Vorgang zu begreifen. Für die dabei erreichte Wirkung (Luftwechsel) spielt die Häufigkeit, die Dauer und die Intensität der Lüftung die entscheidende Rolle.

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